"Das ist groß, nein, einfach grandios"

Ralf Snurawa, Hohenloher Kurier

 

Mit spielerischem Unsinn im Sinn


Komisch, skurril und melancholisch sind die Texte von Joachim Ringelnatz. Die Freilichtspiele-Schauspieler Ulrich Walljasper und Thomas Unruh mixen daraus einen verspielten Abend im Schwäbisch-Haller Theaterk
eller.

Schon als Schuljunge war Joachim Ringelnatz, der eigentlich Hans Bötticher hieß, zu Streichen aufgelegt. Und das nehmen sich Ulrich Walljasper und Thomas Unruh für ihren schrägen Theaterabend unter dem Titel "Gladderadatsch - Welcome JR Ringel-Nuts!" auch gerne zu Herzen.
 
Die beiden Schauspieler, die seit Jahren auf verschiedenen Bühnen der Freilichtspiele Hall stehen, haben sich der zuweilen sperrigen Ringelnatz-Zeilen angenommen und daraus einen gewagten Cocktail aus Rezitation, absurden Theaterszenen, Rap und Slapstick gemixt. Dazu streuen die Schauspieler weitere Zitate ein, Thomas Unruh klingt einmal ein bisschen wie Peter Maffay, mal stimmt er einen Reggae an. Überhaupt verblüfft Unruh mit seinen Geräusch-Kunststücken, lässt mit Loop-Technik, E-Gitarre und Beatboxing närrische Rhythmen und Melodien entstehen. Er übernimmt auf der Bühne die Rolle des "Nuts" - verrückt, charmant.
 
Ulrich Walljasper ist der in Ringelnatz Wort-Träumen schwelgende "Ringel", ein manchmal fahriger, aber auch zerbrechlich wirkender Melancholiker. Mit der Krokodil-Handpuppe lugt er etwa aus dem bühnendominierenden Schrankkoffer, um das "faule Krokodil" zu rezitieren. Und beim Anblick der eigenen Schuhe ereilt ihn ein regelrechter Sohlen-Blues, denn das Schuhwerk muss zur Reparatur.
 
Anarchisch geht es zu auf der Bühne. Mutig reihen Walljasper und Unruh die Ringelnatz-Texte aneinander, lassen eine wilde Szene in die andere fließen. Da wird viel gestolpert, auch mal gerne geschubst und gebubelt. Schließlich hat Ringelnatz, der selbst zur See fuhr, auch gerne gerauft. Klar, dass sein berühmter Seefahrer Kuttel Daddeldu beim Theaterkeller-Abend nicht fehlen darf.
 
Vielen Texten verpassen Walljasper und Unruh einen neuen Anstrich, etwa als "Sauerampfer-Remix" oder die Hiphop-Version des Gedichtes von "Arm Kräutchen". Es gibt viel zu lachen an diesem Abend, aber auch nachzudenken, denn oft wirkt Ringelnatz Komik erst im Nachhall. Doch da haben die beiden umtriebigen Schauspieler schon die nächsten Bonmots auf der Zunge.

BETTINA LOBER, Haller Tagblatt


Ringelnatz - hier beim Malen, was ja auch eine Form des Dichtens ist, oder?
 Foto: dpa

Was erwartet einen wohl an einem Abend, der überschrieben ist mit „Gladderadatsch“ – genau: Gedichte und Texte von Joachim Ringelnatz. Heute bis Sonntag spielen im Heppel&Ettlich die Schauspieler Ulrich Walljasper und Thomas Unruh alias theZWEI den Hausdichter des Simplicissimus. Versprochen ist ein „schiefer Theaterabend mit Geh-Räuschen“. Was so zum Vortrag kommt? Geschichten vom „männlichen Briefmark“, vom Schneck im Cognac, vom Seemann Kuttel Daddeldu.  Heppel& Ettlich, 2. bis 4. Januar, 20.30 Uhr